Text-Formatierungen auf LinkedIn sind nicht barrierefrei

Auf einen Blick

  1. LinkedIn hat keine Möglichkeit zur Text-Formatierung
  2. Externe Lösungen nutzen Sonderzeichen, um Text-Formatierungen zu “simulieren”
  3. Diese Sonderzeichen sind nicht barrierefrei und werden von Screenreadern ignoriert
  4. Dadurch gehen Inhalte verloren und der Text verliert seinen Sinn
  5. Strukturiere Inhalte lieber durch Absätze und Aufzählungen

Die Erklärung

Die “Text-Formatierungen”, die auf LinkedIn genutzt werden sind nicht barrierefrei. Das liegt daran, dass sie nicht wirklich Text-Formatierungen sind.

Im Internet lassen sich Hervorhebungen im Text hauptsächlich auf zwei Arten darstellen: Betonung und Wichtigkeit. Dies geschieht durch sogenannte semantische Auszeichnung. Das bedeutet, dass ich nicht einfach das Aussehen des Textes (kursiv oder fett) verändere, sondern dem Text eine bestimmte Bedeutung mitgebe. Nutze ich im Internet eine Betonung (im Code wird dies durch das HTML-Tag <em> realisiert), wird also nicht einfach der Text kursiv dargestellt sondern bekommt gleichzeitig die Bedeutung “betont” (englisch: emphasized) mit. Nutze ich die Hervorhebung wichtig (HTML-Tag <strong>), gebe ich die Bedeutung “wichtig” (englisch: strong importance) mit.

Die Sonderzeichen, die zum Beispiel bei LinkedIn genutzt werden, um Text zu fetten, haben also diese Bedeutung “wichtig” nicht. Das ist schon einmal der erste Nachteil. Das viel größere Problem ist jedoch, dass es sich bei diesen Zeichen noch nicht einmal um fetten Text handelt sondern um Sonderzeichen, die zum Beispiel in mathematischen Formeln genutzt werden.

Visuell unterscheiden sich (meistens) kursiver und betonter, beziehungsweise fetter und wichtiger Text und entsprechend auch die Sonderzeichen nicht oder nur wenig voneinander. Doch genau hier kommen wir zum Problem.

Das Problem

Der Unterschied zwischen den Sonderzeichen und echten Text-Formatierungen ist der, dass assistive Technologien, wie zum Beispiel Screenreader, diese Sonderzeichen nicht als normalen Text interpretieren können. Im folgenden Text-Beispiel nutze ich Sonderzeichen für die Fettung des Wortes “Text-Formatierungen”:

𝗧𝗲𝘅𝘁-𝗙𝗼𝗿𝗺𝗮𝘁𝗶𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 auf LinkedIn

Im Vergleich hierzu der Text mit tatsächlicher Formatierung:

Text-Formatierungen auf LinkedIn

Die meisten Screenreader ignorieren die Sonderzeichen einfach, sodass die Information verloren geht. Hier die Ironie des Ganzen: Versuchst du, mit diesen Pseudo-Formatierungen etwas hervorzuheben, tust du also technisch genau das Gegenteil. Versuchst du, mehr Menschen damit zu erreichen, schließt du aktiv Menschen damit aus.

Bevor es zur Lösung geht, weil dies als Lösungs-Vorschlag immer wieder bei LinkedIn “argumentiert” wird:

  • Nein, das ist kein Problem von Screenreadern. Screenreader tun an der Stelle das, was sie sollen.
  • Nein, das ist auch kein Problem, was dir eine KI löst.
  • Das ist kein Problem auf Seite der Nutzenden. Das ist ein Problem auf Seite der Anbieter*innen.
  • Anbieter*in ist nicht nur LinkedIn, sondern die Person, die diese Formatierungen nutzt.

Die Lösung

Verzichte auf Text-Formatierungen bei LinkedIn, solange LinkedIn selber keine anbietet (das gilt auch für Drittanbieter-Software, die du zum Planen und Erstellen von Social-Media-Inhalten nutzt).

  • Strukturiere deinen Text vernünftig
  • Nutze Absätze und Aufzählungen
  • Nutze Emojis (hierzu gibt es auch ein paar Regeln; dazu später in einem anderen Post mehr, aber sparsamer Einsatz kann dem Verständnis von Texten helfen)

Willst du ein Wort visuell hervorheben, kannst du es zum Beispiel in GROẞBUCHSTABEN schreiben. Die Bedeutung der Betonung wird so auch nicht übertragen, aber zumindest ist der Text weiterhin technisch als echter Text vorhanden.


Text-Formatierungen auf LinkedIn sind nicht barrierefrei wurde am von Fabian Wohlgemuth in der Kategorie Content und Social Media veröffentlicht.